11. April 2022
Im Geschäftsführer-Interview gibt Peter J. Zehetner einen Einblick in die Hintergründe der aktuell stürmischen Zeiten und beantwortet Fragen, die uns in den letzten Wochen vermehrt gestellt wurden.
Strom aufwärts: KWG betreibt eigene Wasserkraftwerke und Photovoltaikanlagen. Trotzdem wird die Preisbildung für die Kunden durch die steigenden Preise an der Börse beeinflusst. Warum ist das so?
Peter J. Zehetner: Als Energieversorger müssen wir zugleich auch Stromhändler sein, damit wir die Versorgung unserer Kunden zu jedem Zeitpunkt sicherstellen können. Stromerzeugung und Stromverbrauch schwanken tageszeitlich und jahreszeitlich stark. Der Strom muss also auch da sein, wenn wenig Wasser in der Ager für die Wasserkraftproduktion zur Verfügung steht oder die Sonne nicht scheint. Eine eigenständige Versorgung aller Kunden durch unsere Kraftwerke ist schon aus Gründen der Versorgungssicherheit gar nicht möglich. Das liegt u.a. an der laufenden Strommengenbilanzierung, welche viertelstündlich passiert. In diesen kurzen Intervallen kommt es ständig vor, dass wir einen Teil unserer Aufbringung an der Börse verkaufen oder zusätzliche Mengen zukaufen müssen. Gerade in den Wintermonaten ist der Verbrauch unserer Kunden normalerweise immer deutlich größer als unsere eigene Stromproduktion. In dieser Zeit müssen wir naturgemäß immer große Strommengen zukaufen und diesmal mussten wir das zu unvorstellbar hohen Preisen tun. Das hat sich im Jahr 2021 für uns bereits sehr verlustreich ausgewirkt und wir mussten nun Maßnahmen setzen, damit sich diese Verlustsituation für uns nicht weiter fortsetzt.
Strom aufwärts: Wie wirkt sich die Börsenpreisentwicklung auf die Preisgestaltung von KWG aus?
Peter J. Zehetner: Man muss sagen, dass diese Situation alle Energieversorger massiv beeinflusst. Je nach Ausgangssituation passiert dies bei manchen früher oder etwas später. Auch wir mussten bereits mit der Einführung eines neuen, deutlich höheren Tarifs reagieren. Ein Blick in den Tarifkalkulator verrät aber, dass das allgemeine Preisniveau für Strom in Österreich in den letzten Monaten deutlich gestiegen ist. Was hier positiv anzumerken ist: Gerade, weil wir eine starke Eigenerzeugung haben, können wir die Energiepreissteigerung besser abfedern als reine Stromhändler. Somit zählt auch unser neuer Tarif zu den im Moment günstigsten Angeboten in Österreich.
Strom aufwärts: KWG rühmt sich damit 100% Ökostrom aus Österreich zu liefern. Wie passt das mit dem Einkauf an der Börse zusammen?
Peter J. Zehetner: KWG erzeugt Strom in eigenen Wasser- und Sonnenkraftwerken. Darüber hinaus werden große Strommengen aus fremden Wasser- und Sonnenkraftwerken zugekauft, aber auch ein guter Teil des an der Börse gehandelten Stroms wird aus erneuerbaren Energien in Österreich erzeugt. Durch Herkunftsnachweise stellen wir sicher, dass der von uns gelieferte Strom zu 100% aus erneuerbaren Energien aus Österreich stammt.
Strom aufwärts: Bereits im November wurde eine Strompreiserhöhung ab Jänner angekündigt. Dann hat KWG im März per Änderungskündigung einen neuen Tarif angeboten. Warum war es erforderlich alle Kunden zu kündigen?
Peter J. Zehetner: Wir hatten gehofft, dass sich nach der angekündigten Preisanpassung vom November die Marktsituation beruhigt und wir das Auslangen damit finden. Leider war das Gegenteil der Fall und wir waren erneut gezwungen zu reagieren. Wir haben in dieser Zeit teilweise Tag und Nacht gearbeitet und nach den besten Lösungen gesucht, damit auch zukünftig eine Versorgung durch KWG möglich ist. Nach einer im Dezember ergangenen Entscheidung des OGH war eine Preiserhöhung auf Basis bestehender Preisanpassungsklauseln nicht mehr möglich und uns blieb für ein in dieser Situation notwendiges rasches Handeln rechtlich gesehen nur der Weg über die Änderungskündigung.
Strom aufwärts: Die Mitglieder und Kunden waren vermutlich nicht begeistert. Wie waren die Reaktionen und wie haben Sie darauf reagiert?
Peter J. Zehetner: Im Nachhinein gesehen hätten wir in unserem Schreiben die oft sehr starke Bindung vieler unserer Mitglieder und Kunden an KWG besser würdigen müssen. Wir haben bei manchen Kunden leider sogar den Eindruck erweckt, dass wir sie loswerden wollen. Auch wenn es rechtlich notwendig und richtig war, möchte ich mich für diese unzureichende Würdigung und den manchmal fälschlicherweise entstandenen Eindruck entschuldigen. In dieser Krisensituation war es für uns besonders wichtig rasch die richtigen Maßnahmen zu ergreifen. Wir haben dabei stets unsere Kunden und das Wohl unserer Genossenschaft vor Augen gehabt. Ehrlicherweise muss ich aber auch sagen, dass wir bei diesem raschen Handeln leider den Ton nicht immer richtig getroffen haben.
Strom aufwärts: Im Zusammenhang mit der Einführung des neuen Tarifs gab es viele Gerüchte zu hören. Schuld seien Großkunden, Neukunden oder die Investitionen der letzten Jahre. Was sagen Sie dazu?
Peter J. Zehetner: Zunächst muss man sagen, dass wir uns in einer Strompreissituation befinden, die selbst vor wenigen Monaten noch unvorstellbar war. Diese Situation hat im 4. Quartal 2021 begonnen und wurde durch den Beginn des Ukraine Krieges nochmal verstärkt. Leider hat uns diese Situation zu einem guten Teil auch unvorbereitet getroffen, da man sich auf eine nicht vorstellbare Situation ja auch gar nicht vorbereiten kann. Zunächst zu den Investitionen der letzten Jahre: Es ist richtig, dass wir jedes Jahr hohe Beträge investieren. Damit leisten wir unter anderem auch einen wichtigen Beitrag zur regionalen Wertschöpfung. Der mit Abstand größte Teil der Investitionen in den letzten Jahren ging in unser Stromnetz, sowie in die Stromerzeugung. Zusätzlich haben wir ein Glasfasernetz aufgebaut, mit dessen Errichtung wir bereits zu einem Zeitpunkt begonnen haben, zu dem sich kein anderes Unternehmen für eine Versorgung unserer Region interessiert hat. Alle Investitionen wurden sorgfältig geplant, wirtschaftlich bewertet und nachhaltig finanziert.
Strom aufwärts: Ging die Versorgung von Großkunden zu Lasten der Haushaltskunden?
Peter J. Zehetner: Wir versorgen seit vielen Jahrzehnten auch einige größere Betriebe, deren Verbrauch aber nur einen kleinen Teil unseres Gesamtabsatzes ausmacht. Großkunden bezahlen bei uns marktübliche Preise und haben marktübliche Vertragslaufzeiten. Darüber hinaus ergeben sich immer wieder Potentiale für großartige Energieprojekte in der Region, wie zum Beispiel mit der Firma SML (Anm.: mehr dazu lesen Sie auf S. 2). Der Schwerpunkt unserer Versorgung liegt nach wie vor bei Haushaltskunden, sowie in den Segmenten Landwirtschaft und Gewerbe.
Stromaufwärts: Hat sich KWG mit der Versorgung von Neukunden übernommen?
Peter J. Zehetner: Wir konnten in den letzten Jahren immer wieder neue Kunden von einer Versorgung durch KWG überzeugen und es ist gut, dass wir zur Deckung des allgemeinen Bedarfs und Wunsches nach einer nachhaltigen Energieversorgung einen kleinen Beitrag leisten können. Eine aktive Teilnahme am Wettbewerb ist für einen modernen Energieversorger wichtig und Teil der Kundenorientierung. Durch die neuen Kunden konnten wir unserer Aufbringung besser nutzen und mussten weniger „Überschussstrom“ billig vermarkten. Weiters haben wir in den letzten Jahren die Eigenerzeugung (Kraftwerk Timelkam, PV-Anlagen) erhöht und auch zahlreiche Energiebezugsverträge mit fremden Kraftwerken abgeschlossen. Wir haben also nicht nur neue Kunden aufgenommen, sondern auch unsere Aufbringung deutlich erhöht. Zusammenfassend kann man sagen, dass sich die Werte von KWG auch in der aktuellen Situation nicht verändert haben. Daher werden wir uns auch zukünftig um eine nachhaltige und im Marktvergleich günstige Energieversorgung unserer Kunden kümmern.
Strom aufwärts: Wie sieht es mit Wärmepumpe und E-Auto aus? Lohnt sich das jetzt noch?
Peter J. Zehetner: Die Energiepreissteigerungen haben fast alle anderen Heizformen sowie die Treibstoffe erfasst. Wir gehen derzeit davon aus, dass das aktuelle Strompreisniveau nicht von Dauer ist und es bald wieder ein deutlich niedrigeres Strompreisniveau geben muss. Die Wärmepumpe ist aus unserer Sicht sowohl ökologisch als auch wirtschaftlich langfristig gesehen sinnvoll. Der Netzkostenvorteil („Unterbrechbare Lieferung“) bei Wärmepumpen bleibt bestehen. Ebenso sind E-Autos aus unserer Sicht ökologisch und wirtschaftlich langfristig gesehen sinnvoll. Auch mit dem derzeitigen Strompreisniveau muss man den Kostenvergleich mit den Verbrennern nicht scheuen: So kosten aktuell 100 km mit dem Verbrenner bei 8 Liter Durchschnittsverbrauch rd. 15 Euro. Beim Elektroauto kann ich die gleiche Strecke für die halben Kosten zurücklegen. Meiner Meinung nach wird an einer Elektrifizierung des Verkehrs kein Weg vorbeiführen. Beinahe alle Autohersteller haben angekündigt, ab einem gewissen Zeitpunkt nur mehr elektrische Modelle auf den Markt zu bringen.
Strom aufwärts: Wie steht KWG dazu, dass Kunden vermehrt PV-Anlagen installieren oder Energiegemeinschaften gründen wollen?
Peter J. Zehetner: Als Stromnetzbetreiber bekommen wir im Moment unglaublich viele Anfragen für den Netzanschluss neuer PV-Anlagen. In den ersten zwei Monaten haben beinahe so viele Kunden angefragt, wie im gesamten Jahr 2021. Die Nachfrage ist tatsächlich enorm und betrifft auch die Nachfrage nach PV-Anlagen von KWG, wo wir gerade tolle und rasch verfügbare Pakete für Kleinanlagen anbieten. Bei den Energiegemeinschaften gab es ein paar erste Anfragen in der Region. Hier ist aber derzeit rechtlich und organisatorisch gesehen noch vieles offen. Manche KWG Kunden sehen aber am Ende keine Notwendigkeit dafür, da KWG die meisten Prinzipien der Energiegemeinschaft schon seit über 100 Jahren lebt und umsetzt. Wir sehen in den PV-Anlagen, aber auch in den Energiegemeinschaften eine sinnvolle und wichtige Ergänzung zur Energiewende. Der Grundsatz sollte sein, dass möglichst viel Strom direkt vor Ort verbraucht wird. Wir bereiten aber auch die Möglichkeit vor, seinen eigenen PV-Überschuss ganz einfach mit Freunden und Verwandten teilen zu können.
Explodierende Energiepreise, Photovoltaik- Boom, Energiegemeinschaften – Ein Interview mit Peter J. Zehetner
Im Geschäftsführer-Interview gibt Peter J. Zehetner einen Einblick in die Hintergründe der aktuell stürmischen Zeiten und beantwortet Fragen, die uns in den letzten Wochen vermehrt gestellt wurden.
Strom aufwärts: KWG betreibt eigene Wasserkraftwerke und Photovoltaikanlagen. Trotzdem wird die Preisbildung für die Kunden durch die steigenden Preise an der Börse beeinflusst. Warum ist das so?
Peter J. Zehetner: Als Energieversorger müssen wir zugleich auch Stromhändler sein, damit wir die Versorgung unserer Kunden zu jedem Zeitpunkt sicherstellen können. Stromerzeugung und Stromverbrauch schwanken tageszeitlich und jahreszeitlich stark. Der Strom muss also auch da sein, wenn wenig Wasser in der Ager für die Wasserkraftproduktion zur Verfügung steht oder die Sonne nicht scheint. Eine eigenständige Versorgung aller Kunden durch unsere Kraftwerke ist schon aus Gründen der Versorgungssicherheit gar nicht möglich. Das liegt u.a. an der laufenden Strommengenbilanzierung, welche viertelstündlich passiert. In diesen kurzen Intervallen kommt es ständig vor, dass wir einen Teil unserer Aufbringung an der Börse verkaufen oder zusätzliche Mengen zukaufen müssen. Gerade in den Wintermonaten ist der Verbrauch unserer Kunden normalerweise immer deutlich größer als unsere eigene Stromproduktion. In dieser Zeit müssen wir naturgemäß immer große Strommengen zukaufen und diesmal mussten wir das zu unvorstellbar hohen Preisen tun. Das hat sich im Jahr 2021 für uns bereits sehr verlustreich ausgewirkt und wir mussten nun Maßnahmen setzen, damit sich diese Verlustsituation für uns nicht weiter fortsetzt.
Strom aufwärts: Wie wirkt sich die Börsenpreisentwicklung auf die Preisgestaltung von KWG aus?
Peter J. Zehetner: Man muss sagen, dass diese Situation alle Energieversorger massiv beeinflusst. Je nach Ausgangssituation passiert dies bei manchen früher oder etwas später. Auch wir mussten bereits mit der Einführung eines neuen, deutlich höheren Tarifs reagieren. Ein Blick in den Tarifkalkulator verrät aber, dass das allgemeine Preisniveau für Strom in Österreich in den letzten Monaten deutlich gestiegen ist. Was hier positiv anzumerken ist: Gerade, weil wir eine starke Eigenerzeugung haben, können wir die Energiepreissteigerung besser abfedern als reine Stromhändler. Somit zählt auch unser neuer Tarif zu den im Moment günstigsten Angeboten in Österreich.
Strom aufwärts: KWG rühmt sich damit 100% Ökostrom aus Österreich zu liefern. Wie passt das mit dem Einkauf an der Börse zusammen?
Peter J. Zehetner: KWG erzeugt Strom in eigenen Wasser- und Sonnenkraftwerken. Darüber hinaus werden große Strommengen aus fremden Wasser- und Sonnenkraftwerken zugekauft, aber auch ein guter Teil des an der Börse gehandelten Stroms wird aus erneuerbaren Energien in Österreich erzeugt. Durch Herkunftsnachweise stellen wir sicher, dass der von uns gelieferte Strom zu 100% aus erneuerbaren Energien aus Österreich stammt.
Strom aufwärts: Bereits im November wurde eine Strompreiserhöhung ab Jänner angekündigt. Dann hat KWG im März per Änderungskündigung einen neuen Tarif angeboten. Warum war es erforderlich alle Kunden zu kündigen?
Peter J. Zehetner: Wir hatten gehofft, dass sich nach der angekündigten Preisanpassung vom November die Marktsituation beruhigt und wir das Auslangen damit finden. Leider war das Gegenteil der Fall und wir waren erneut gezwungen zu reagieren. Wir haben in dieser Zeit teilweise Tag und Nacht gearbeitet und nach den besten Lösungen gesucht, damit auch zukünftig eine Versorgung durch KWG möglich ist. Nach einer im Dezember ergangenen Entscheidung des OGH war eine Preiserhöhung auf Basis bestehender Preisanpassungsklauseln nicht mehr möglich und uns blieb für ein in dieser Situation notwendiges rasches Handeln rechtlich gesehen nur der Weg über die Änderungskündigung.
Strom aufwärts: Die Mitglieder und Kunden waren vermutlich nicht begeistert. Wie waren die Reaktionen und wie haben Sie darauf reagiert?
Peter J. Zehetner: Im Nachhinein gesehen hätten wir in unserem Schreiben die oft sehr starke Bindung vieler unserer Mitglieder und Kunden an KWG besser würdigen müssen. Wir haben bei manchen Kunden leider sogar den Eindruck erweckt, dass wir sie loswerden wollen. Auch wenn es rechtlich notwendig und richtig war, möchte ich mich für diese unzureichende Würdigung und den manchmal fälschlicherweise entstandenen Eindruck entschuldigen. In dieser Krisensituation war es für uns besonders wichtig rasch die richtigen Maßnahmen zu ergreifen. Wir haben dabei stets unsere Kunden und das Wohl unserer Genossenschaft vor Augen gehabt. Ehrlicherweise muss ich aber auch sagen, dass wir bei diesem raschen Handeln leider den Ton nicht immer richtig getroffen haben.
Strom aufwärts: Im Zusammenhang mit der Einführung des neuen Tarifs gab es viele Gerüchte zu hören. Schuld seien Großkunden, Neukunden oder die Investitionen der letzten Jahre. Was sagen Sie dazu?
Peter J. Zehetner: Zunächst muss man sagen, dass wir uns in einer Strompreissituation befinden, die selbst vor wenigen Monaten noch unvorstellbar war. Diese Situation hat im 4. Quartal 2021 begonnen und wurde durch den Beginn des Ukraine Krieges nochmal verstärkt. Leider hat uns diese Situation zu einem guten Teil auch unvorbereitet getroffen, da man sich auf eine nicht vorstellbare Situation ja auch gar nicht vorbereiten kann. Zunächst zu den Investitionen der letzten Jahre: Es ist richtig, dass wir jedes Jahr hohe Beträge investieren. Damit leisten wir unter anderem auch einen wichtigen Beitrag zur regionalen Wertschöpfung. Der mit Abstand größte Teil der Investitionen in den letzten Jahren ging in unser Stromnetz, sowie in die Stromerzeugung. Zusätzlich haben wir ein Glasfasernetz aufgebaut, mit dessen Errichtung wir bereits zu einem Zeitpunkt begonnen haben, zu dem sich kein anderes Unternehmen für eine Versorgung unserer Region interessiert hat. Alle Investitionen wurden sorgfältig geplant, wirtschaftlich bewertet und nachhaltig finanziert.
Strom aufwärts: Ging die Versorgung von Großkunden zu Lasten der Haushaltskunden?
Peter J. Zehetner: Wir versorgen seit vielen Jahrzehnten auch einige größere Betriebe, deren Verbrauch aber nur einen kleinen Teil unseres Gesamtabsatzes ausmacht. Großkunden bezahlen bei uns marktübliche Preise und haben marktübliche Vertragslaufzeiten. Darüber hinaus ergeben sich immer wieder Potentiale für großartige Energieprojekte in der Region, wie zum Beispiel mit der Firma SML (Anm.: mehr dazu lesen Sie auf S. 2). Der Schwerpunkt unserer Versorgung liegt nach wie vor bei Haushaltskunden, sowie in den Segmenten Landwirtschaft und Gewerbe.
Stromaufwärts: Hat sich KWG mit der Versorgung von Neukunden übernommen?
Peter J. Zehetner: Wir konnten in den letzten Jahren immer wieder neue Kunden von einer Versorgung durch KWG überzeugen und es ist gut, dass wir zur Deckung des allgemeinen Bedarfs und Wunsches nach einer nachhaltigen Energieversorgung einen kleinen Beitrag leisten können. Eine aktive Teilnahme am Wettbewerb ist für einen modernen Energieversorger wichtig und Teil der Kundenorientierung. Durch die neuen Kunden konnten wir unserer Aufbringung besser nutzen und mussten weniger „Überschussstrom“ billig vermarkten. Weiters haben wir in den letzten Jahren die Eigenerzeugung (Kraftwerk Timelkam, PV-Anlagen) erhöht und auch zahlreiche Energiebezugsverträge mit fremden Kraftwerken abgeschlossen. Wir haben also nicht nur neue Kunden aufgenommen, sondern auch unsere Aufbringung deutlich erhöht. Zusammenfassend kann man sagen, dass sich die Werte von KWG auch in der aktuellen Situation nicht verändert haben. Daher werden wir uns auch zukünftig um eine nachhaltige und im Marktvergleich günstige Energieversorgung unserer Kunden kümmern.
Strom aufwärts: Wie sieht es mit Wärmepumpe und E-Auto aus? Lohnt sich das jetzt noch?
Peter J. Zehetner: Die Energiepreissteigerungen haben fast alle anderen Heizformen sowie die Treibstoffe erfasst. Wir gehen derzeit davon aus, dass das aktuelle Strompreisniveau nicht von Dauer ist und es bald wieder ein deutlich niedrigeres Strompreisniveau geben muss. Die Wärmepumpe ist aus unserer Sicht sowohl ökologisch als auch wirtschaftlich langfristig gesehen sinnvoll. Der Netzkostenvorteil („Unterbrechbare Lieferung“) bei Wärmepumpen bleibt bestehen. Ebenso sind E-Autos aus unserer Sicht ökologisch und wirtschaftlich langfristig gesehen sinnvoll. Auch mit dem derzeitigen Strompreisniveau muss man den Kostenvergleich mit den Verbrennern nicht scheuen: So kosten aktuell 100 km mit dem Verbrenner bei 8 Liter Durchschnittsverbrauch rd. 15 Euro. Beim Elektroauto kann ich die gleiche Strecke für die halben Kosten zurücklegen. Meiner Meinung nach wird an einer Elektrifizierung des Verkehrs kein Weg vorbeiführen. Beinahe alle Autohersteller haben angekündigt, ab einem gewissen Zeitpunkt nur mehr elektrische Modelle auf den Markt zu bringen.
Strom aufwärts: Wie steht KWG dazu, dass Kunden vermehrt PV-Anlagen installieren oder Energiegemeinschaften gründen wollen?
Peter J. Zehetner: Als Stromnetzbetreiber bekommen wir im Moment unglaublich viele Anfragen für den Netzanschluss neuer PV-Anlagen. In den ersten zwei Monaten haben beinahe so viele Kunden angefragt, wie im gesamten Jahr 2021. Die Nachfrage ist tatsächlich enorm und betrifft auch die Nachfrage nach PV-Anlagen von KWG, wo wir gerade tolle und rasch verfügbare Pakete für Kleinanlagen anbieten. Bei den Energiegemeinschaften gab es ein paar erste Anfragen in der Region. Hier ist aber derzeit rechtlich und organisatorisch gesehen noch vieles offen. Manche KWG Kunden sehen aber am Ende keine Notwendigkeit dafür, da KWG die meisten Prinzipien der Energiegemeinschaft schon seit über 100 Jahren lebt und umsetzt. Wir sehen in den PV-Anlagen, aber auch in den Energiegemeinschaften eine sinnvolle und wichtige Ergänzung zur Energiewende. Der Grundsatz sollte sein, dass möglichst viel Strom direkt vor Ort verbraucht wird. Wir bereiten aber auch die Möglichkeit vor, seinen eigenen PV-Überschuss ganz einfach mit Freunden und Verwandten teilen zu können.