Energiewende in Gefahr – Seit einer Woche negative Strompreise!
Bereits seit sieben Tagen in Folge gibt es im kurzfristigen Stromhandel während vielen Tagesstunden negative Strompreise. Im April und Mai 2024 trat dieses gefährliche Phänomen bereits an über 20 Tagen auf und bedroht damit die Energiewende.
Negative Strompreise bedeuten: Für erneuerbare Stromproduktion, die über die Spotmarkt-Börse verkauft wird, bekommt man kein Geld, sondern muss als Erzeuger für die gelieferten Strommengen bezahlen! „Dieses Phänomen ist nicht ganz neu. Bereits in den letzten Jahren konnten wir diese Entwicklung zu einzelnen Stunden hin und wieder beobachten“, erklärt Peter J. Zehetner, Geschäftsführer bei KWG, „Dass es nun beinahe täglich auftritt, ist historisches Neuland und birgt ein großes Gefahrenpotential für die angestrebte Energiewende.“ Viele Menschen würden sich vermutlich zunächst über besonders niedrige bzw. negative Strompreise freuen und dies positiv sehen – immerhin wird’s dann für die Stromkundinnen und -kunden perspektivisch günstiger. Für alle Kraftwerksprojekte, egal ob Wasser-, Sonnen-, oder Windkraft ist dies aber eine vernichtende Perspektive. Vielmehr noch: Die bestehenden Stromerzeuger brauchen das gesamte Jahr über ein gewisses Preisniveau, damit Kraftwerke betrieben werden können. „Wenn Kraftwerksbetreiber zukünftig womöglich an einem großen Teil des Jahres für ihre Stromproduktion Geld bezahlen oder alternativ ihre Kraftwerke abstellen müssen, dann wird kaum mehr jemand ein neues Sonnen-, Wasser- oder Windkraftwerk bauen. Das würde folglich eine Vollbremsung für die Energiewende bedeuten“, erläutert Peter J. Zehetner das Gefahrenpotential. Weiters: „Die Energiewende erfordert ein hohes Tempo, eine Verzögerung oder einen Stopp können wir uns schlichtweg nicht leisten. Denn das würde unsere Unabhängigkeit und unseren Lebensraum ernsthaft gefährden“.
Man muss kein Energiewirtschaftsexperte sein, um zu erkennen, dass negative Preise in einem Markt nicht gesund sind. Sie sollten als ernstes Warnsignal gesehen werden, dass mit dem System etwas grundlegend nicht in Ordnung ist. Bereits einmal hat man versagt, ernste und offensichtliche Warnsignale zu erkennen: Als im 4. Quartal 2021 die Strompreise an den Börsen plötzlich explodiert sind, wurde diese gefährliche Entwicklung über Monate hinweg ignoriert und kleingeredet. Erst im August 2022 wurde erkannt, dass sich das System ändern muss. Die darauffolgenden Diskussionen zur Änderung des Marktdesigns oder der Merit Order scheinen nun jedoch verpufft zu sein.
„Es kann doch nicht sein, dass sich extreme Preisexplosionen nach oben und negative Preise abwechseln. Diese Schwankungen sind giftig und gefährlich.“ zeigt sich KWG Geschäftsführer Peter J. Zehetner besorgt, „Der Energiehandelsmarkt entwickelt sich immer mehr zu einem hoch spekulativen und volatilen Markt, obwohl im Kontext der lebenswichtigen Energieversorgung eine solche Volatilität untragbar ist.“ Rasches und entschiedenes Handeln sind erforderlich. Ansonsten werden sich die Entwicklungen in diesem Sommer (hohe PV-Produktion) und im Winter (potenzieller Gasmangel) weiter verschärfen und schwer kontrollierbar sein.
Eine mögliche Lösung ist der Einsatz von Energiespeichern. Die Praxis zeigt aber auch hier kein gutes Bild: Angebote für große Speicher sind schwer zu bekommen, die Preise sind hoch und die Lieferzeiten lang. KWG wartet seit Monaten auf eine Förderzusage für erste größere Batteriespeicher. Selbst wenn das Unternehmen diese erhält, werden maximal zwei Standorte gefördert. Damit ist der Hebel im Moment extrem klein.
Es ist zu hoffen, dass Marktakteure und Politik die Risiken schneller erkennen und handeln, als es 2022 der Fall war. Die Zeit für Reaktionen ist kurz und wartet nicht auf langwierige politische Entscheidungsprozesse. Die notwendige Transformation des Strommarktes muss umgehend angegangen werden, um die Stabilität der Energieversorgung und die Zielerreichung der Energiewende zu sichern.
KWG-Geschäftsführer Zehetner abschließend: „Die Energiewende ist uns als genossenschaftliches und unabhängiges Energieunternehmen ein besonderes Anliegen. Daher machen wir öffentlich auf die Risiken aufmerksam. Wir selbst können den Energiemarkt und die Entwicklungen nicht maßgeblich verändern, aber wir können ein Bewusstsein für gefährliche Situationen schaffen. Wir stehen gerne zur Verfügung, um mit Mut und Innovationskraft an Lösungen mitzuarbeiten.“